Monatsimpuls


Juni 2022

Selig sind, die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Mt 5,9

Ich grüße euch in diesem Monat mit Worten aus den Seligpreisungen und schreibe diese Worte leider aktuell ohne Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine bis zum Juni ein Ende finden wird.

Aktuell beschäftigt mich der Krieg sehr, so wie vermutlich uns alle. Vor allem das Aufrüstungs- und Waffenthema, wie wir es gerade in Deutschland führen. Im Bund geht es gerade um einen 100 Milliarden Euro Etat für die Bundeswehr und es wird heiß diskutiert, ob und welche Waffen Deutschland in die Ukraine liefert.

Der aktuelle Krieg bedroht auch die anderen Länder Europas. Putins Drohgebärden richten sich an alle "unerwünschten" Staaten, zu denen auch Deutschland zählt. Hilfe zur Verteidigung wird daher von vielen als absolut notwendig begrüßt und gefordert.

Es ertönen aber auch andere Stimmen. Im März gab einen offenen Apell vieler bekannter Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, die sich gegen die Aufrüstung in Deutschland aussprachen. Eine davon war Margot Käßmann: Pfarrerin, Autorin, ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands und bekennende Pazifistin. Sie weist mit stoischer Beharrlichkeit immer wieder darauf hin, dass Aufrüstung keinen Frieden bringt, sondern mehr Krieg bedeutet. Investitionen müssten in Prävention, Soziales sowie Bildung fließen.

Zwischen diesen Meinungen scheint nicht viel Platz für konstruktiven Austausch zu sein. Da wird sich beschimpft und lächerlich gemacht. Obwohl mich so viele Stimmen erreichen, die an diesen Fragen verzweifeln und nicht klar sehen, was gerade richtig sein soll. Müssen wir als Christ*innen nicht gegen Aufrüstung, Waffenlieferungen etc. sein? Und andererseits: Dürfen wir als Christ*innen gegen Aufrüstung und Waffenlieferungen sein, wenn Menschen von Kriegsverbrechern hingerichtet werden und wehrlos sind?

Halten wir bitte einmal fest: Jesu Weg war ein radikal pazifistischer (friedlicher). Und in dieser Nachfolge stehen wir als Christinnen und Christen. Das darf Kirche sagen und ich finde es wichtig, dass diese Stimmen nicht lächerlich und stumm gemacht werden.

Gleichzeitig bricht auch mir das Herz, wie die Grausamkeit des Krieges Menschenleben fordert und Unschuldige wehrlos bleiben.

Wir brauchen neue Friedensethische Diskussionen, die mutig und sanftmütig das Dilemma des Krieges aufnehmen und besprechen. Ich würde mir wünschen, dass wir in unseren Debatten im Blick haben: Es gibt manchmal nicht DIE eine richtige, gute Lösung. Und doch sind alle Stimmen wichtig für den Dialog, die Frieden, Freiheit und Leben fördern. Wir wollen das gleiche, auch wenn unsere Wege sich unterscheiden. Lasst uns also friedlich debattieren. Das wäre ein erster Schritt, Frieden mitzugestalten.  

Ich bitte Gott um Weisheit, Weitsicht und Liebe für alle, welche die Entscheidungen dieser Tage treffen.

Habt einen gesegneten und friedlichen Juni

 

Eure Jennifer Scherf